„Die Aufsichtspflicht bleibt bei den Eltern“
Interview mit Rektorin Birgit Möllers und Anne Strothmann zum Einsatz digitaler Medien in Grundschulen
Der Fall des zwölfjährigen Paul, der von seinem mutmaßliichen Entführer übers Internet angelockt wurde, macht Eltern besorgt. Wie werden Grundschüler auf die Gefahren im Internet vorbereitet? Das fragte die BZ die Rektorin der Mariengrundschule, Birgit Möllers, und ihre Kollegin Anne Strothmann.
Der Fall des zwölfjährigen Paul, der von einem mutmaßlichen Sexualtäter über ein Computerspiel von zu Hause weggelockt wurde, sorgte auch in Heiden für Gesprächsstoff. Eltern sind besorgt. In der Mariengrundschule lernen die Mädchen und Jungen schon in jungen Jahren den Umgang mit den sogenannten neuen Medien. Wie werden sie dabei vorbereitet, neben den Chancen auch die Gefahren in der medialen Welt zu erkennen? BZ-Mitarbeiterin Claudia Peppenhorst sprach darüber mit Schulleiterin Birgit Möllers und Lehrerin Anne Strothmann.
BZ: Werden Computer im Unterricht eingesetzt?
Möllers: Wir unterrichten 314 Schülerinnen und Schüler in Klasse eins bis vier. In jedem Jahrgang werden Tablets, Laptops und Computer von allen Lehrern eingesetzt. Dank der Unterstützung der Gemeinde sind wir hier hervorragend mit Geräten ausgestattet, das gilt nicht für jede Schule.
BZ: Wer kümmert sich um die Inhalte, die vermittelt werden?
Möllers: In der Fachkonferenz „Medien“ erarbeiten vier Kolleginnen Unterrichtsinhalte, die dann allen Kollegen zur Verfügung stehen. Die Arbeit mit den Medien in der Klasse findet etwa ein- bis zweimal pro Woche statt. Der Computer ist nur ein unterstützendes Hilfsmittel für den Unterricht.
BZ: Wie werden die Kinder an das Medium herangeführt?
Strothmann: Wir beginnen im ersten Schuljahr mit Tablets. Die Kinder haben von zu Hause bereits Erfahrung mit dem Wischen und Tippen auf Geräten der Eltern. Lern-Apps wie „Blitzrechnen“ oder Textprogramme faszinieren die Schüler. Man kann nicht nur Texte schreiben, sondern sie sich vom Gerät auch vorlesen lassen. Dadurch bekommen die Kinder eine individuelle Förderung.
BZ: Wann haben die Kinder erstmals Kontakt mit dem Internet?
Strothmann: Im zweiten Schuljahr beginnt die Schulung am PC im Computerraum. Anmeldung mit Benutzername und Kennwort stehen auf dem Programm sowie das Lernen der Computerbedienung. Das kennen nur wenige Kinder von zu Hause, wo doch eher das Handy im Vordergrund steht. In einem „Computerheft“ werden alle Lernschritte festgehalten. Erst im dritten Schuljahr gibt es eine Einweisung in das Internet, was das ist, wie man es nutzt und selbstverständlich, welche Gefahren hier lauern.
BZ: Wie beugen Sie potenziellen Gefahren vor?
Strothmann: Unser Router ist so gesichert, dass die Schüler nur bestimmte Seiten aufrufen können. Außerdem lernen sie, dass es für sie bessere Suchmaschinen als Google gibt, beispielsweise Blinde-kuh.de oder fragfinn.de. Google filtert nicht für Kinderbedürfnisse, youtube ist auf unserem Router auch gesperrt. Ab dem vierten Schuljahr geht es auch um sicheres Chatten. Immer wieder wird darauf hingewiesen, nie, nie, nie Daten Preis zu geben.
BZ: Wie binden Sie die Eltern in die Medienerziehung ein?
Möllers: Regelmäßig finden Elternabende zu diesem Thema statt. Auch hier weisen wir immer auf die Gefahren des Internets hin. Allerdings können wir den Eltern nicht die Verantwortung dafür abnehmen, was die Kinder zu Hause treiben. Wichtig ist, dass Eltern Interesse an digitalen Medien zeigen und ihre Kinder im Umgang mit diesen begleiten.
Borkener Zeitung, 01. Juli 2016