
Mit Herz und Hand schreiben lernen
Mit einer Kombination aus phonetischem und angeleitetem Schreiben unterrichten Lehrer in Heiden
Von Jacqueline Beckschulte
HEIDEN. Die Anforderungen des Deutsch-Unterrichts sind im Lehrplan klar fest gelegt. Nach der Schulein gangsphase, also nach Ende des zweiten Schuljahres, sollen Grundschüler beim Schreiben die Wortgrenzen einhalten können, nach Satzzeichen groß weiterschreiben und die Wortendungen -er und -en kennen. Mit Abschluss der vierten Klasse soll der Schriftspracherwerb weitestgehend abgeschlossen sein. Birgit Möllers, Schulleiterin der Marienschule in Heiden, meint aber: „Trotzdem müssen die Kinder – auch, wenn sie die Grundschule verlassen – weiterhin trainieren und üben. Sowohl das Lesen als auch das Schreiben.“ Aber wie bringen Lehrer den Grundschülern überhaupt das Schreiben bei?
Mit einer Kombination aus phonetischem und angeleitetem Schreiben, erklären Schulleiterin Birgit Möllers und Ulrike Schaefer, Klassenlehrerin einer künftigen ersten Klasse. „Wenn die Kinder in die Schule kommen, sind sie motiviert schreiben zu lernen. Die wollen das unbedingt. Und diese Freude muss man fördern“, sagt Möllers. Und um das zu tun, lassen die Lehrer an der Marienschule den Kindern die Freiheit Texte verfassen zu dürfen, bei denen nicht jeder Fehler angestrichen wird.
So zum Beispiel Briefe an das Klassenmaskottchen oder Geschichten vom Wochenende. „Es ist gar nicht so einfach, dass immer zu entziffern, was die Kinder da schreiben“, sagt Möllers und lacht. Bei dieser Art Text, die die Schüler in ihre Lerntagebücher schreiben, würden sie die Wörter mithilfe der Anlauttabelle nach den einzelnen Lauten „abklopfen“. Wenn sie das Wort Ball schreiben wollen, wissen sie, dass sie ein B brauchen, so wie im Wort Baum. Also schreiben sie es so, wie sie es hören – das ist der Aspekt des phonetischen Schreibens. „Das ist eine gute Methode, um die Schreibfreude zu wecken und beizubehalten. Man sagt kleinen Kindern ja auch nicht, dass sie erst sprechen dürfen, wenn sie es richtig können“, meint Möllers.
Das Ziel sei es aber, die „Erwachsenenschrift“ zu lernen, und das wüssten die Kinder auch. Als Erwachsenenschrift wird an der Schule die Rechtschreibung verstanden. Mit Schreibheften wird gezielt das „richtige“ Schreiben geübt. Dabei sei es besonders wichtig, die individuellen Entwicklungsstufen des Schriftspracherwerbs der Kinder im Auge zu behalten und entsprechend zu fördern.
„So bringen wir den Kindern das Schreiben schon seit Jahren bei und haben damit nur positive Erfahrungen gemacht“, erklärt Schäfer. „Die Kinder müssen mit Herz, Hand und Kopf schreiben lernen“, fügt Möller hinzu.
Borkener Zeitung, 31. August 2017