Abschalten unterm Schuldach
47 OGS- und 36 ÜMi-Kinder nutzen Betreuungsangebot
Von Marita Rinke
„Kennst du den schon?“, fragt Lia (8) ihre Freundin Sarah (9) und zeigt ihr die Spielkarte mit einem neuen Witz. Die beiden Drittklässlerinnen amüsieren sich – und überbrücken so die Zeit zwischen Unterrichtsende und dem Mittagessen, das eben angeliefert wurde.
Lia und Sarah sind zwei von 47 Mädchen und Jungen, die von montags bis freitags nach Schulschluss die Offene Ganztagsgrundschule (OGS) in Heiden besuchen. Unterm Dach der Mariengrundschule hat diese seit neun Jahren ihre Räume. Auch die ÜberMittag-Betreuung (ÜMi) ist dort untergebracht – noch. Denn sie wird im nächsten Sommer ins Erdgeschoss der Grundschule ziehen. „Es wird zu eng hier oben“, sagt Brigitta Hahne, Leiterin der OGS und ÜMi.
Vor allem in der ÜMi, die viele bei der Eröffnung der OGS für ein Auslaufmodell gehalten hatten, verdoppelten sich in diesem Schuljahr die Anmeldezahlen. „36 Kinder besuchen diese aktuell“, sagt Hahne. Anders als die OGS-Kinder müssten ÜMi-Kinder, wenn sie angemeldet sind, allerdings nicht jeden Tag kommen. Sie können das Angebot zwischen 11.35 und 13.20 Uhr nach Bedarf nutzen.
Um in diesem Schuljahr allen Bedürfnissen der Erst- bis Viertklässler aus OGS und ÜMi gerecht werden zu können, wurden die Räume im Obergeschoss der Grundschule neu aufgeteilt. „Die ÜMi hat den OGS-Hausaufgabenraum bekommen“, berichtet Hahne. Die OGS-Kinder erledigen ihre Hausaufgaben nun vorübergehend in einem Klassenraum, den die Grundschule entbehren kann.
Daneben haben die OGS-Kinder mehrere Räume, in die sie sich zurückziehen können. „Die blaue Oase zum Beispiel“, erzählt Leon (8). Mit seinem Bruder Matteo (6) hat er es sich dort auf einem der neuen Sitzkissen gemütlich gemacht und liest seinem Bruder eine Schmunzel-Geschichte vor. Auch eine Puppen- und eine Playmobil-Ecke gibt es in der „Blauen Oase“, der früheren Bücherei.
Doch das ist an diesem Tag nichts für Saskia und Stefanie. Die beiden Achtjährigen verziehen sich lieber in die „Geisterhöhle“ am anderen Ende der OGS. Hier lassen sie einen giftgrünen Wurm sich scheinbar von selbst über die Matten schlängeln. Dabei haben sie ihren Spaß, wenn Besucher sich vor diesem Wurm erschrecken.
Spielen, gemeinsam Mittag essen, Hausaufgaben machen: Damit ist das OGS-Angebot noch nicht erschöpft. „Von 15 bis 16 Uhr gibt’s noch unterschiedliche AGs“, sagt Brigitta Hahne, die in der OGS von vier Kolleginnen, die zwischen 18,5 und 31 Stunden die Woche arbeiten, unterstützt wird. Hinzu kommen bei den AGs Kräfte der Kooperationspartner. Beispielsweise der DLRG, die nach den Herbstferien wieder eine Schwimm-AG im Lehrschwimmbecken der Schule anbieten wird. „Manche Kinder erwerben dort ihr Seepferdchen“, sagt Brigitta Hahne.
Daneben gibt es eine Handarbeits-AG, in der die Kinder Kissen nähen und Stofftiere häkeln. Einmal die Woche geht’s außerdem in den örtlichen Jugendtreff beziehungsweise donnerstags in die Westmünsterlandhalle. Sportliche Spiele und Fußball stehen dort auf dem Programm. Geplant ist laut Hahne ferner eine Theater-AG. „Und wir werden Kinesiologie – Körperwahrnehmung – anbieten“, berichtet Hahne.
In den nächsten Tagen allerdings wird es erst einmal ruhig sein unter dem Dach der Marienschule. „Die erste Ferienwoche ist die OGS geschlossen“, sagt Hahne. Doch schon in der zweiten Ferienwoche herrscht hier wieder Leben. Dann werden die OGS-Kinder auch nicht erst ab Mittag hier spielen, basteln, toben und sich Witze erzählen. Bereits ab 8 Uhr bietet der Caritas-Verband Borken, der Träger der OGS und der ÜMi ist, die Ferienbetreuung an. Bilal (8) findet das toll, denn: „Hier gibt es ganz viel Spielzeug, und ich habe hier ganz viele Freunde.“
Borkener Zeitung, 8. Oktober 2016